"You put on the videohelmet
And you quickly realize that this is not just another videogame
Your entire field of vision fills with another worldly scene
You're in the game
One day will come you enter the cyberspace
And you never, never want to get out
Cause reality is shit and cyberspace is gone"
(Delete Yourself - Atari Teenage Riot)
Nach dem Start der Digitalen SommerTheaterwerkstatt im letzten Sommer, aus der die Geister 1/0 und die RüKidsDIGITAL hervorgegangen sind, haben wir nun einen Meilenstein für das doghouse erreicht: die auf zwei Jahre angelegte Jugendwerkstatt für Hybides Objekttheater wurde von LAG Soziokultur NRW und dem Ministerium für Kunst und Wissenschaft bewilligt. Ab April diesen Jahres beginnen wir die Arbeit am Hybriden Objekttheater mit jungen Erwachsenen ab 16 Jahren (~26 Jahre). Dazu gehören vor allem Digital Puppetry, Interaktive Videoprojektionen, Animation von Digitalen Objekten, Videoperformance / Dynamic Projectionmapping sowie Text und Stimmarbeiten.
Thematisch wenden wir uns der dringenden Frage zu, wie die klassischen performativen Räume um die Dimensionen des Digitalen erweitert werden können und was dies für das Individuum und dessen Verhandlung mit der Gesellschaft bedeutet. Was bedeutet schon Individualität, wenn Identitäten digitalisiert und kopiert werden können? Wie erfährt der Mensch durch kalte Bildschirme die Wärme der Liebe? Was bedeutet der Tod noch, wenn die Seele, so es sie gibt, elektrisch konserviert werden kann? Was müssen virtuelle Körper hergeben, wenn sie ein Upgrade für den Sterblichen darstellen sollen und dazu noch Klasse, Rasse und Geschlecht überwinden müssen? Wie muss der Digitale Raum gestaltet werden, wenn Menschliches dort sein will oder dazu gezwungen ist? Dabei gehen wir weit über soziale Netzwerke hinaus und wollen konkrete sprachliche und visuelle Annäherungen denken, die im Spiel erahnen lassen, auf welche Weise der (r)evolutionäre Schritt ins Digitale gegangen werden könnte – wenn es irgendwann konsequent möglich ist. Allerdings bestehen wir darauf, das Virtuelle in den Raum zu holen und nicht die Menschen zu vereinzeln, um außschließlich Online menschliche Nähe zu simulieren. Das Knistern im Raum, ist nicht Browser-kompatibel – aber ist der Zauber, den das Performative so besonders macht. Wir wollen künstlerische Formen des Digitalen erforschen, die im analogen Raum mit dem Theater verschmelzen könnten – die Virtuellen Dingwesen aus den Bildschirmen befreien und in einen performativen Dialog treten. Auf den Spuren der Versöhnung von Subjekt und Objekt …
In der Werkstatt für Hybrides Obkjekttheater, können junge Menschen wöchentlich Grundlagen des Performativen und des Sprechens trainierien und im Anschluss frei an Miniaturen arbeiten – alleine oder in Gruppen. Wir werden in Diskussionsrunden Impulse geben, um die Arbeit mit Digitalen und Performativen Mitteln anzuregen. Dazu stehen eine Reihe von Laptops, Zeichenpads, Controllern, Kameras, Webcams, Tiefensensoren, Beamern etc. pp bereit und sind mit Adobe CC, Resolume, Touchdesigner und diversen Tools einsatzbereit für künstlerische Experimente. Unsere Erfahrungen des letzten Jahres vermitteln wir selbstredend gerne, entdecken allerdings selbst immerwieder neues. Jeder lernt von und mit jedem. Im Saal der RüBühne Essen trainieren wir Schauspiel und präsentieren zwei mal im Jahr (vor den Sommer- und vor den Winterferien) in der Performativen Galerie, gleichzeitig mit den Geistern 1/0 und den RüKids an einem gemeinsamen Wochenende unsere Ergebnisse. Zusätzliche Präsentationen auf den Plattformen des Internets, erweitern den Bühnenraum.
Die Teilnehmenden können jeweils zum Sommer oder Winter ein oder auststeigen, wobei wir beabsichtigen, die Werkstatt für hybrides Objekttheater in den Räumen der RüBühne Essen als dauerhafte Einrichtig zu etablieren. Da wäre eine vorläufige Kerngruppe wünschenswert. Natürlich hängt dies auch von einer Anschlussfinanzierung ab.
Wir arbeiten ab der ersten Aprilwoche auf dem Discord-Server des doghouse.theater. Wenn die Proben im physischen Raum wieder gestattet sind, gehts in die Werkstatt an der RüBühne. Zusätzlich werden einzelne Treffen und Workshops online stattfinden. An diesen Angeboten können auch jene teilnehmen, die nicht vor Ort arbeiten können, oder bloßes Interesse haben, aber nicht gestalten oder spielen wollen, oder zu alt / zu jung für das eigentliche Projekt sind (Gäste). Wer sich dann in welcher Weise in dem Projekt betätigt, ergibt sich im Laufe der Arbeit und richtet sich nach den Interessen der Teilnehmer. Das Projekt ist darauf ausgelegt, auch unter Lockdownbedingungen stattfinden zu können, allerdings werden wir jede erste Gelegenheit ergreifen, um auch physisch miteinander performen, diskutieren und arbeiten zu können, solange die Vernunft uns lässt. Alle Infos zu Discord und unseren anderen Kanälen gibt es bei Anmeldung.
Wer über Skills und Equipment verfügt, darf diese gerne einbringen, aber auch jene die bloß neugierig sind, oder eher im Hintergrund arbeiten wollen oder nur den Austausch im Themenfeld Subjekt/Objekt Dualismen und Hybriden Objekttheater suchen, sind herzlich zum ersten Halbjahr eingeladen! Das Projekt ist eher ein Forschungsprojekt, als eine außerschulische Bildungsveranstaltung.
Das Projekt ist für alle Teilnehmer Kostenlos! Über Spenden freuen wir uns natürlich immer! Überschüsse werden unter den Performern geteilt.
Nehmt einfach Kontakt mit dem doghouse.theater auf, solltet ihr Lust auf Experimente mit Hybriden Objekttheater bekommen haben! Solltet ihr noch nicht so genau wissen, worum es geht, schaut über unseren Blog. Es folgen weitere Texte, Clips und Audios zum Thema. Der nächste Beitrag könnte auch von DIR sein!
Selina Koenen (Video, DigitalPuppets, Foto), Severin Roth (Theaterpädagoge BuT, Video, Animation, Technik) und Rosalie Linneweber (Theaterpädagoge BuT, Performatives) freuen sich auf spannende zwei Jahre, in der wohl spannendesten Zeit ihres Lebens, in der sovieles neu verhandelt wird und Chancen auf andere Verhältnisse blicken lassen, die man nur noch herstellen muss, bevor es jemand anderes tut – im Theater, im virtuellen und physischen Raum und vor allem im Geiste. Genug Arbeit für ein halbes Leben.

